Cardinal Black, Köln, Luxor 09.03.2024       „Die älteste Newcomer-Band der Welt“

<img src="beispielbild.jpg" alt=tolles fetziges Konzert Luxor Köln

von Thomas Höhner

Die aus Wales stammenden Musiker Tom Hollister, Chris Buck und Adam Roberts standen bereits 2010 kurz einer erfolgversprechenden Karriere im Musikbusiness. Kein geringerer als der legendäre Steve Winwood war auf sie aufmerksam geworden und lud sie in seine Wincraft Studios ein. Es ging zügig und mit hohen Erwartungen in die USA, um dort die Nashville-Szene aufzumischen. Am Ende ging das ziemlich schief und das „Power-Trio“ löste sich erstmal auf. So ganz verloren die drei aber nie den Kontakt. Alle blieben der Musik treu, in verschiedener Art und Weise. Hollister eher als Tourmanager, Buck und Roberts als Sessionmusiker, wobei Chris Buck nebenbei 2019 zum „Best New Guitarrist in the World“ gekürt wurde. 2019 war auch das Jahr, in dem sie musikalisch wieder richtig zusammenfanden. Ihre erste Single „Tell me how you feel“ verdrängte gleich mal Noel Gallaghers High Flying Birds von der Nr. 1 der i-Tunes-Charts. Ende 2022 erschien dann mit Sam Williams als viertem Bandmitglied ihr erstes Album „January come close“. Nach einer Tour durch Europa schlagen sie heute im Kölner Luxor auf. Die nach ihren Angaben größte Location der Tour ist prall gefüllt.

 

Obwohl keine Vorgruppe angekündigt war, betreten um Punkt 19:30 Uhr fünf hyperaktive Teenager aus Frankfurt die Bühne. Die Stimme des Sängers klingt bei seinen Ansagen leicht präpubertär und der Gitarrist sieht in seinem Schotten-Rock aus wie der Sohn von Stephan Brings. Wenn sie auch auf den ersten Blick wie eine verstrahlte Schülerband aussehen, so bestrafen sie aber schnell meine Vorurteile. Die fünf Jungs aus Frankfurt nennen sich „Sun‘s Sons“, haben bereits ein komplettes Album und ein paar EP’s eingespielt und machen von Beginn an richtig Spaß. Wir hören groovigen und erfrischenden Indie-Pop. Und wer es schafft, das Publikum mit eigenen Songs zum Mitsingen zu bringen, der ist auf dem richtigen Weg. Daumen hoch für die „Sonnensöhne“!

 

Nach kurzer Umbaupause erklingen die ersten Töne von „Terra Firma“ und es geht los. Neben den festen Bandmitgliedern stehen heute Tay Cousins (voc) und Gregg Hollister (keyboards) auf der Bühne. Die Wucht der Musik ist so atemberaubend, dass ich die Ohrstöpsel raushole. Nach „Where I’ve been“  und „Jump in“ bin ich immer noch von der Power der Band beeindruckt, mit der sie ihre Stücke darbieten. Es ist einerseits die Röhre von Tom Hollister, die den Sound der Band dominiert, andererseits die Gitarre von Chris Buck. Ich hatte schon gehört, dass er ein außergewöhnlicher Gitarrist sein soll, aber was zählt ist auf der Bühne! Als sie dann „Ain’t my time“ anspielen ahne ich, dass es jetzt spannend wird. Der eher ruhige und gefühlvolle Einstieg in den Songs wird von Hollisters jetzt weicherer Stimme dominiert. Er erinnert bei den gefühlvollen Teilen leicht an Josh Teskey, was sicherlich kein Nachteil ist. Chris Buck bringt das Stück dann nach Hause, und wie! Sein Solo beginnt langsam, wobei er eine sehr spezielle Art hat, die Töne zu halten und zu dehnen, bevor seine Finger fast spielerisch über das gesamte Griffbrett wandern lässt und nach Belieben die Geschwindigkeit bis zum Höhepunkt steigert, bevor Tom Hollsters und Tay Cousins Gesang wiedereinsetzt. Manchmal reicht ein Solo, um mich zu überzeugen! Nach „Rise up“ und „Half Way“ spielen sie ihre Hit-Single „Tell me how it feels”. Das Stück hat riesiges Live-Potenzial und kommt so gut an, dass Hollister das stimmgewaltige Kölner Publikum mit einstimmen lässt. Das Stück „Where do you go“ widmen sie ihren Familien in Wales, die sie am nächsten Tag endlich wiedersehen werden. Die Musik ist schweißtreibend bis zum Ende. Ich höre Southern Rock, Soul und Blues in der walischen Variante. Vor allem höre gute und authentische Songs. Hollister ist so gut drauf, dass er kurz darüber nachdenkt, zum Stagediving anzusetzen. Ich bekomme kurz Angst, aber er bricht noch rechtzeitig ab.

 

 Als sie mit „Tied up in Blue“ ihre Show beenden und das Stück aus eine Länge von weit über zehn Minuten schrauben, darf Chris Buck nochmal mit einem ausgedehnten Solo ran. Das Luxor wackelt! Und bald geht es wieder nach Nashville. Da haben sie noch eine Rechnung offen.

 

Thomas Höhner

Cardinal Black

Sun‘s Sons