"Castle Rock Festival: Die Festung des Rock, wo die Klänge regieren und die Mauern beben!"


Das Castle Rock hat sich zu einer Institution entwickelt und sich dabei seinen familiären Charakter erhalten. In dem mittlerweile unüberschaubaren Angebot von Festivals, hat das Castle Rock nicht an Beliebtheit und Bedeutung verloren. 

Viele Bands sind in heutzutage auf das Livegeschäft angewiesen. Man versucht das Geld  zubekommen, welches man mit dem Verkauf von CDs, Schallplatten oder MP3s  nicht mehr erreichen kann. Das ist der Vorteil den die Festivalveranstalter haben, solange sie sich in einer Nische befinden. Somit konnte auch das Castle Rock Festival 2018 ein internationales Line-up anbieten, welches mit bekannten Künstlern wie Lacuna Coil, Beauty of Gemina, Pain und Evergrey gespickt war. Auch die Mittelalterfraktion kam beim Castle Rock auf ihre Kosten. Mit Tanzwut und Heimataerde hatte das Festival am Samstag zwei, stilistisch sehr gegensätzliche Bands, im Angebot. 

Dreizehn Bands sorgten für musikalische Abwechslung auf der Bühne im Schloss Broich. Das war fast zu viel des Guten. Die Running Order hatte teilweise krasse Stilwechsel. Beispielsweise spielte die Medieval-Electro-Band Heimatærde vor der Dark Alternative Rockband The Beauty of Gemina. Viele Besucher zogen es vor, die schattigen Sitzbänke dauerhaft zu besetzen. Dementsprechend war es vor der Bühne übersichtlich. Ein weiterer Wermutstropfen war die Ankündigung, dass es aufgrund von Sanierungsarbeiten, 2019 kein Castle Rock im Schloss Broich stattfinden wird. Derzeit arbeiten Michael Bohnes und sein Team an einem Ersatzfestival. In den nächsten Wochen werden Informationen bezüglich des „Out Of Castle“ Festivals bekannt gegeben.

Lacuna Coil

Lacuna Coil leben von den signifikanten Stimmen ihres Frontduos Andrea Ferro und Cristina Scabbia. Für Fans der ersten Lacuna Coil-Stunden war der Auftritt gewöhnungsbedürftig. Das Bühnenoutfit ist Geschmackssache und lenkte vom Wesentlichen ab. Die Auftritt der Mailänder war routiniert. Der Mix aus Songs des aktuellen Albums und den altbekannten Songs ist der Spagat, den nur wenigen Bands beherrschen. Um so erstaunlicher war die Tatsache, dass einige Besucher vor und während des Auftritts, dass Festivalgelände verließen.

Evergrey

Evergrey wurden zum Publikumsliebling. Sie begeisterten mit ihrem melodischen Heavy Metal. Auch die im Publikum anwesenden Musiker wussten dieses musikalische Highlight zu schätzen.

The Beauty Of Gemina

The beauty of swiss underground music.

Nicht nur geschickt spielt Michael Sele mit den unterschiedlichsten Musikstilen des Rock und der elektronischen Musik, auch live zeigt er und seine Musiker, Mac Vinzens (Schlagzeug), Ariel Rossi (Gitarre) und Markus Stauffacher (Bass) selten gesehene Qualitäten.

Dabei wirkten The Beauty Of Gemina niemals prahlerisch. Schnell wurde klar, man wollte die Zuschauer auf eine musikalische Reise entführen. Wer sich darauf einließ, erlebte ein Konzert, dass von ersten bis zum letzten Song, dem Synth Rock Reißer Seven-Day Wonder, immer prägnant und zugleich schnörkellos war.

Das Michael Sele auch Humor hat, merkte man im Umgang mit dem Publikum, dass er damit zu seinem Publikum machte. Seine Animation wirkte spielerisch leicht und unaufdringlich. Ebenfalls erfreulich waren die kurzen Ansagen. Somit konnte die Band insgesamt neun Songs spielen. Songs die sich teilweise in das Gehirn einbrannten und Lust auf mehr machten. Aber nach 45 Minuten war der Festivalauftritt leider beendet.  

Godex

Thomas Fräntzki und seiner Band Godex hätte man einen besseren Slot gewünscht. 14:20 Uhr war definitiv zu früh. Dabei ist Thomas Fräntzki wirklich kein Unbekannter in der Musikszene. Bereits mit seiner ersten Band Thora wusste er  Publikum und Kritiker zu überzeugen. Nur eine überschaubare Publikumsmenge verfolgte den stimmungsvollen und soliden Auftritt. Davon würde man sich viel mehr auf den Festivalbühnen wünschen.

Another Tale

Another Tale hatten sozusagen ein Heimspiel beim Castle Rock. Bereits beim ersten Festival im Jahr 2000 war die Band dabei. Nach dem Tod des Sängers Frank Peter Hermsen, wurde es still um die Band. Erst 2016 wurden Another Tale, zur Freude ihrer immer noch großen Fangemeinde,  wieder aktiv. Die Songs, die sich durch eingängige Melodien und düstere und teilweise auch sozialkritische Texte auszeichnen, präsentierten Another Tale mit einer gewissen Zurückhaltung. Ob diese gewollt war oder nicht, war den Fans egal. 

Pain

Peter Tägtgren, vielen bekannt als Sänger und Komponist der Death-Metal-Band Hypocrisy, bewies, dass seine Band Pain nicht nur ein Nebenprojekt ist. Von der ersten bis zur letzten Minute überzeugten Pain mit ihrem Stil, der auch vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.

Stahlmann

Stahlmann feierten sich und ihre Fans. Sie spielten die Songs, die das Publikum erwartete. Die Setlist war selbst für Nichtfans vorhersehbar. Überschwänglich bedankte sich Sänger Martin Soer bei Michael Bohnes. Stahlmann sorgten für die richtige Festivalstimmung. Das konnte man erwarten. Originalität sieht anders aus.

Cypecore

Sicherlich ist der Sound der Mannheimer Band Cypecore nicht für die zarteren Gemüter bestimmt. Melodic-Death-Metal, der mit Industrial kombiniert war, gefiel nicht allen Besuchern. Auch über die Optik der Band könnte man diskutieren, sollte man aber nicht. Die Musik stand deutlich im Vordergrund und wusste vielfach zu überzeugen. Noch etwas mehr Mut zum Experiment und weniger Theatralik und der Auftritt wäre mehr als Überzeugend gewesen. 

Harpyie

Harpyie waren der Ausreißer nach unten. Der Sänger war kaum zu versehen und der Auftritt wirkte insgesamt wie misslungene Persiflage. Kommentar eines Zuschauers: „Etwas besser als der letzte Auftritt, den ich gesehen habe“.