Alle gegen alle

von Kira Pelloth

Fotos: Svenja Adamek

Sonntag, 25.02.2018, Bahnhof Langendreer. Schon beim Reingehen ist der Raum deutlich gefüllt und in ein gedämpftes rotes Licht getaucht. Der Stempelabdruck auf meiner Hand schreibt „BRAV“, was im Kontrast zu dem steht, was mich erwartet. Zugezogen Maskulin treten heute auf. Das Duo, welches bereits seit 2010 gemeinsam Musik macht setzt sich aus den Rappern Grim 104 und Testo zusammen. Und brav wäre nicht das erste Wort, das mir einfällt, wenn ich rückblickend an den Abend denke (zum Glück).

 

 

 

 

 

 

Den Einstieg in eben diesen macht Veedel Kaztro. Der „Hund ohne Leine“ aus Köln stimmt perfekt in den Abend ein. Seine Texte: ironisch und kritisch, er selbst: sympathisch und unaufgeregt. Nach circa einer halben Stunde verabschiedet er sich und hinterlässt ein aufgeheiztes Publikum. 

Der Bahnhof Langendreer gefällt mir als Location sehr. Extrem hohe Decken, ein Balkon, den man über die Treppen am Eingang erreicht und jede Menge Platz.

 

Es treffen nach und nach immer mehr Leute ein und irgendwann wird der Raum abgedunkelt. Strobo-Lichter blenden in die Menge und Grim 104 und Testo springen auf die Bühne und legen los. Das Publikum kennt jeden Text der Wahlberliner und scheut sich nicht, diese zum Besten zu geben.

 

 

Unterbrochen werden die Stimmen zeitweise, wenn Kenji 451 seine Geige hervorholt und anfängt darauf zu spielen. Seit der ersten Minute riecht es nur noch nach einer Mischung aus Weed und vor allem Schweiß. Und wenn man sich umguckt, weiß man auch warum: die Leute rasten aus und bis zur letzten Ecke steht keiner mehr still.

 

 

Hier sieht man nicht nur Hände in der Luft, sondern auch Füße und ich fühle mich zeitweise, wenn ich mir den Pit in der Mitte ansehe, wie auf einem Punk-Konzert. Mit Punk hat das musikalisch aber nichts zu tun. Die einzige Ähnlichkeit bleibt da die politischen Texte, und die gibt es en masse. Und die, die es kapieren, diskutieren mit einem roten Kopf. Können sich nicht entscheiden zwischen Merkava und Makarow. Und alle wie wir da sind tappen wir in eine Falle. Sie heißt: Alle gegen Alle gegen Alle.“