Chris Robinson Brotherhood zakk Düsseldorf 24.07.2019
Vielleicht sollte ich nicht schreiben, dass ich kein so großer Black Crowes-Fan war. Aber ganz ohne sie ging es auch nicht. Amorica oder das Live-Album Warpaint habe ich mir immer mal wieder angehört. Als Chris Robinson sein Solo-Projekt startete und ich zufällig mal beim Streamen auf das ,Big Moon Ritual‘-Album stieß, hat mich diese sehr relaxte Mischung aus Rock, Blues, Country und Folk direkt gepackt. Es hat dann aber noch mehr als 6 Jahre und eine Vielzahl von weiteren Alben gedauert, bis ich die Band endlich live sehen würde.
Zunächst betreten aber Magic Bus die Bühne des zakk. Aussehen, Outfit und besonders die Haarlänge der Bandmitglieder versetzen das Publikum auf ein abgedrehtes Folkfestival im England der frühen 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Und die Musik hält, was das äußere Erscheinungsbild der Musiker verspricht. Mehrstimmige Gesänge, teilweise sehr psychedelische Keyboard-Klänge und das Wah-Wah-Pedal eines der beiden Gitarristen schaffen eine Stimmung irgendwo zwischen ‚H.P. Lovecraft (der Band), ,It’s A Beautiful Day‘, ,Caravan‘ vielleicht etwas ,Soft Machine‘ oder ,Lindisfarne‘. Das Ganze kommt aber sehr authentisch rüber. Als es zum Ende hin mit überraschenden Tempowechseln rockiger wurde und die Band ihre Jam-Qualitäten zeigt, bin ich fast schon begeistert. Hut ab Magic Bus!
Chris Robinson hat im Musikgeschäft alles erlebt, da bin ich mir sicher. Als die Bruderschaft die Bühne betritt, denke ich noch, dass ein Vollbart Einstellungskriterium gewesen sein muss. Die entspannte, lässige und coole Stimmung unter den Bandmitgliedern, die Spaß zu haben scheinen, wirkt sofort ansteckend. Das neue Album ,Servants of the Sun‘ ist gerade im Juni diesen Jahres erschienen. Die Show wird dann auch mit vier Stücken von diesem Album eröffnet. Bereits bei ,Comin‘ round the Sun‘ mit seinem knackigen Eingangsriff und dem stampfenden Tempo beginnen die Zuschauer, sich mit ihren Körpern im Rhythmus zu bewegen und das trotz der tropischen Temperaturen.
Danach kommt ,Venus in Chrome‘ gefolgt vom Abschlussstück des neuen Albums ,A smiling Epitaph‘. Ich frage mich, ob es ein Zeichen von Selbstbewusstsein ist, wenn Musiker das beste Stück des Albums ans Ende setzen. Vor dem Konzert hatte ich jedenfalls gehofft, dass sie dieses Stück spielen würden. Bingo! Das langsam und balladenhaft beginnende Stück wird auf über zehn Minuten ausgedehnt mit einem wunderschönen treibenden Groove und gelungenen Soli vom Keyboarder Adam McDougall und dem Gitarristen Neal Casal. Das Publikum ist hin und weg. Nach ,Let it fall‘ vom neuen Album und ,Good to know‘ vom ,Barefoot in the Head‘ Album beginnt ein größer werdender Teil der Zuschauer zu tanzen bzw. im oder neben dem Takt zu hüpfen. Einige zumeist weibliche Fans führen sogar extrovertierte Tanzeinlagen auf, die an Konzerte der Grateful Dead vor vielen Monden erinnern. Die Band läßt ,New Cannonball Rag‘ folgen, einen rauhen Country-Blues, bei dem Neal Casal sein Können an der Slide-Gitarre demonstriert. Auch die weiteren Songs ,Dice Game‘, The Chauffeurs Daughter‘ und ,The Stars fell on California‘ haben einen schönen Country/Folk-Touch, wobei sie von einer gut funktionierenden Rhythmus-Sektion mit Jeff Hill (b) und Tony Leone (dr) getragen werden. Ich merke, dass ich schwitze, weil mein Körper sich wie ferngesteuert versucht, im Takt zu bewegen. Aber ich bin nicht alleine.Sogar die Frau hinter dem Mischpult steht auf und tanzt. Dann noch ,Roan County Banjo‘ und ,Rosalee‘ bevor nach ,Behold the Seer‘ Schluss ist. Als Zugabe eine sehr schöne Cover-Version (,Mandolin Wind‘ von Rod Stewart), wobei Chris beweist, dass er auch ganz gut Mundharmonika spielen kann. Die CRB hat fast das komplette gerade erst erschienene Album gespielt, wobei die neuen Stücke mit teilweise langen Jams fast zelebriert wurden. Irgendwelche ältere Songs oder gar ,Hits‘ habe ich nicht vermisst. Ich bin beeindruckt. Als ich im Auto meine Klimaanlage aufdrehe, nehme ich mir vor, nochmal ein paar Black Crowes Alben zu hören…
Thomas Höhner
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