Ryan Perry – High Risk, Low Reward - Ruf Records, veröffentlicht am 13.03.2020

CD Review von Thomas Höhner

Ryan Perry aus Tupelo, Mississippi hat seit seinen Kindheitstagen den Blues.

Mit seinen jüngeren Geschwistern gründete er die Homemade Jamz Blues Band. Sie erhielten, als Ryan gerade mal 13 Jahre alt war, ihren ersten Plattenvertrag. Sie veröffentlichten bis 2009 zwei Alben. Danach wurde es musikalisch ruhiger. Im Leben von Ryan Perry ist aber einiges passiert. Mit Mitte 20 präsentiert er nun sein erstes Soloalbum, aufgenommen im Dezember 2019 im Studio Erde in Berlin und produziert von Roger Inniss.

 

Inhaltlich geht es um die Verarbeitung seiner persönlichen Erfahrungen. Der kraftvolle Opener „Ain’t afraid to eat alone“ und auch die folgenden Stück „Homesick“ und „Pride“ handeln von schmerzhaften Beziehungsproblemen. Bei „Changing Blues“ macht er sich Gedanken um die Bluesmusik an sich. Auch glaubt man ihm, wenn er singt, dass er schwere Zeiten vor sich hat („Hard Times“). Das Songwriting gefällt mir. Es wirkt authentisch und echt, ohne pathetisch zu werden.

 

Perry hat eine angenehm tiefe, fast soulige Stimme. Sein Gitarrenspiel ist abwechslungsreich, teilweise leicht an Stevie Ray Vaughn erinnernd („Pride“, „A Heart I didn’t break“), dann leicht funky („Homesick“) und schließlich rau und verzerrt (beim Titelsong „High Risk, Low Reward“). Er schafft es, die wechselnden Stimmungen der Songs mit der Gitarre zu transportieren, etwa wenn er bei „Changing Blues“ sehr reduziert und auf den Punkt spielt.

Man kann darüber sicher streiten, aber für mich stehen und fallen Blues-Alben mit den Cover-Versionen. Ryan Perry hat sich zunächst „Why I sing the Blues“ von B.B. King ausgesucht, vielleicht, weil B.B. zu Lebzeiten ihm und seinen Geschwistern eine große Zukunft voraussagte. Gesanglich liegt die Latte hier sehr hoch, aber die Interpretation Perrys überzeugt durch die verspielte und auch hier leicht funkige Gitarre. Gelungen ist auch „Evil is going on“ (Willie Dixon, Howlin‘ Wolf) mit aufregenden Breaks und einem schönen Solo.

 

Höhepunkte und Anspieltipps des Albums sind das Titelstück als treibender, rauer Mississippi-Blues, der moderat gespielte „Changing Blues“ mit schönem Groove und das weitere Cover „Oh No“ von Big Daddy Wilson, einem intensiven und langsamen Blues, der wirkt, als sei er Perry auf den Leib geschrieben.

Ein sehr überzeugendes und verheißungsvolles Debut, das Lust auf mehr macht und das sich nicht hinter den ganz großen seiner Zunft zu verstecken braucht. Wenn Perry im letzten Stück „Hard Times comin‘ my Way‘ singt, dann bin ich sicher, dass das nicht für seine weitere Musikkarriere gilt.

 

Thomas Höhner

 

 

 

Erhältlich bei Ruf Records als CD und 180g Vinyl