Die Musik der Felice Brothers ist nicht einfach zu beschreiben.„Sie hat etwas von „The Band“ und „The Pogues““, einen Schuss „Velvet Underground“ und eine Prise von Bob Dylan. Jedenfalls hat sie einen hohen Wiedererkennungswert, was vor allem an der Stimme von Ian Felice liegt. Die Band aus Upstate New York hat ihr mittlerweile neuntes Album „Undress“ (2019) im Gepäck, als sie auf ihrer Tour rund um die Welt im Luxor in Köln Station macht.
Eröffnet wird die Show von Carson McHone aus Austin, Texas mit Country-/Folksongs und kurzweiligen Geschichten. In Erinnerung bleibt mir der Song „I need drugs“ vor Allem, weil sie angibt, dass es im Merchandising-Bereich ein T-Shirt mit dieser Aufschrift geben soll.
Obwohl offenbar nur ein Micro und der Gitarrenanschluss auszutauschen sind, dauert es noch fast eine halbe Stunde, bis Ian und James Felice mit Jesske Hume (bass) und Will Lawrence (drums) die Bühne betreten. Die Band hat seit 2006 und mit wechselnder Besetzung einen sehr eigenen Stil mit teils melancholischem, purem Folk und mit teils kraftvollem Beat und Rock gefunden. Heute geht es erst mal kraftvoll los, wobei der Sound zunächst zu wünschen übriglässt. Es gibt heftige Rückkopplungen und der Bass dröhnt mächtig, aber Ian und die Band und auch das Publikum nehmen es mit Humor. Hierbei können die Brüder unterschiedlicher kaum sein: einerseits der extrovertierte James Felice am Akkordeon und am Piano, andererseits der introvertierte, teilweise verstört wirkende Ian Felice an der Gitarre. Im ersten Teil der Show werden überwiegend Stücke vom aktuellen Album „Undress“ gespielt, das im Verhältnis zu den Vorgängern viele politische Statements enthält mit Stücken, die man fast schon Protestsongs nennen kann. Die für das Album fast vollständig live eingespielten Stücke haben durchgängig eingängige Riffs und Refrains und machen es für mich zu einem der besten Alben in seinem Genre (Americana/Folkrock) für das Jahr 2019. Auf der Bühne erhalten die Stücke noch eine größere Dynamik. Ab dem dritten Stück „Salvation Army Girl“ stimmt auch der Sound. Die Rhythmus-Sektion mit der Bassistin Jesske Hume und Drummer Will Lawrence sorgt für einen schönen Groove. Sehr stark kommen „TV Mama“, „Nail it on the first try” und der Titelsong “Undress” von neuen Album. Weitere Highlights sind das von James gesungene „Whiskey in my Whiskey“ und „ Frankies Gun“ (beide vom Album „The Felice Brothers“, 2008) sowie das Uptempo-Stück „Cherry Licorice“ vom Album „Favorite Waitress“(2014). Nach zwei Zugaben und gut 90 Minuten kommt dann Ian mit seiner Gitarre nochmal alleine zurück und spielt ein letztes Stück. Manchmal erinnert er mich wirklich an Bob Dylan zur Zeit der „Rolling Thunder Revue“ in der 70er Jahren, als dessen Stimme noch richtig gut war. Ein wirklicher toller Schlusspunkt und insgesamt ein verheißungsvoller Start in das Konzertjahr 2020.
Thomas Höhner
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