Manchmal braucht es halt nicht mehr als eine Gitarre, eine schöne Stimme und gute Songs.

Aly Spaltro a.k.a. Lady Lamb

Bericht: Thomas Höhner

Nach einer intensiven Karnevalszeit schleppe ich mich eher müde ins Jaki, einen kleinen aber feinen Club in der Venloer Straße. Die Bühne ist an beiden Seiten mit eingetopften Farnpflanzen dekoriert. Der Club füllt sich nur langsam, als Alex Toth aus Brooklyn, New York, die Bühne betritt. Er erinnert mich an einen Waldschrat mit einer rosa Wollmütze. Er hat Gitarre und Trompete mitgebracht. In Anspielung auf den Farn kündigt er an, „Waldmusik“ spielen zu wollen sowie Songs von seinem ersten, im Jahre 2019 erschienenen Album „Practise Magic and Seek Professional Help when Necessary“. Sein Humor und vor allem seine Musik kommen an. In der Folge bringt er das Publikum sogar dazu, einen gregorianischen Chor zu imitieren. Die Mischung aus teilweise vom Band und teilweise live gespielter Musik gefällt mir. „When I awoke“ vom ersten Album, „Juliette“ und das neue Stück „Muerte“ sind die Highlights für mich. Mit dem Stück „Copilot“ von seinem ersten Album beendet er ein intensives und abwechslungsreiches Set.

Aly Spaltro alias Lady Lamb oder formally known as “Lady Lamb the Beekeeper” ist ganz in Schwarz gekleidet, wobei sie heute nur eine weiße Fender Stratocaster mit auf die Bühne nimmt. Man hat den Eindruck, dass sie gerade die Highschool abgeschlossen hat und dass sie am Einlass wohl noch nach ihrem Perso gefragt wird. Aber die Frau ist schon seit 13 Jahren musikalisch aktiv und hat seit 2013 bereits drei Alben veröffentlicht. Ihre mit leichtem Country-Touch versehene Stimme und das präzise Spiel an der Gitarre nehmen mich sofort ein. Manchmal braucht es halt nicht mehr als eine Gitarre, eine schöne Stimme und gute Songs. Und hiervon hat die Lady heute einige mitgebracht, wobei sie am Ende zugibt, sich überhaupt keine Setlist gemacht zu haben. Zwischen den Songs erzählt sie locker Geschichten, etwa wie es zum Song „Deep Love“ vom neuen Album „Even in the Tremor“ (2019) gekommen ist. Sie hatte gerade eineinhalb Jahre gebraucht, um mühsam die Texte für das neue Album zu schreiben und nun das Studio gebucht, um die Stücke einzuspielen. Als sie kurz vorher aus ihrem New Yorker Stadtteil Queens nach Midtown Manhattan fährt und dort eine ganz andere Stadt sieht geprägt von Kälte und menschlicher Unnahbarkeit in einer Betonwüste, da wird ihr bewusst, wie sehr sie ihre gewohnte lebendige Umgebung mit viel Multi-Kulti doch liebt. Aus dieser eher deprimierten Gemütslage heraus schreibt sie „Deep Love“, die Single des neuen Albums wurde, innerhalb von zehn Minuten. Es wird ein sehr persönlicher und intensiver Song, der dann auch einer der Höhepunkte der heutigen Show wird. Neben „Deep Love“ stechen heute „Little Flaws“ vom letzten Album und „Sunday Shoes“ vom Album „After“ (2015) heraus. Obwohl sie eigentlich mit einem anderen Stück aufhören wollte, spielt sie zum Schluss auf einen Zuruf aus dem Publikum noch „Crane your neck“ vom Album „Ripely Pine“ (2013). Ein würdiger Abschluss, der sie stimmlich und an der Gitarre noch einmal zu einer Höchstleistung treibt.  Die Show hätte definitiv viel mehr Zuschauer verdient gehabt. Nach sehr viel Karnevalsmusik in den letzten Tagen fühle ich musikalisch irgendwie wieder „geerdet“! Thanks Aly!

 

Thomas Höhner

Fotos Andreas Klüppelberg