An diesem Sonntagabend holte Yasi Hofer ihr für März abgesagtes Konzert im Blue Notes Club Dortmund nach. Ich hatte meinen musikalischen Freund Dieter aus Duisburg überreden können, mitzukommen – und wir wurden nicht enttäuscht. Bereits im Musiktheater Piano hatte mich diese Ausnahmegitarristin restlos begeistert, weshalb es für mich ein Pflichttermin war, auch dieses Mal wieder vorbeizuschauen. Mein Dank gilt außerdem Herrn Stolt von Impuls Promotion für seine Unterstützung.
Der Blue Notez Club ist eine kleine, feine Location, die auf Vereinsbasis betrieben wird. Schummriges rotes Licht, Stehtische mit Hockern und eine behagliche Enge ließen uns spüren, dass wir gleich ein außergewöhnliches Konzert erleben würden. Pünktlich um 18:00 Uhr öffneten sich die Türen.
Violet
Als Opener startete Yasi Hofer mit „Violet“. Ein eindrucksvoller Auftakt: das Intro wogte in sanften Akkorden, bevor sie in rasanten Läufen über das Griffbrett
stürmte. Die Band, bestehend aus Steffen Knauss am Bass und Christoph Scherer am Schlagzeug, war von Beginn an glänzend eingespielt. Die kraftvollen Drumfills von Scherer verliehen dem Song
zusätzlichen Drive, während Knauss’ Basslinie bis in den Raum vibrieren ließ. Ein perfekter Einstieg, der das Publikum sofort in den Bann zog.
Liar
Mit „Liar“ setzte Yasi einen Kontrast: Der Song begann mit einem funkigen Groove, der an frühen Blues-Rock erinnerte. Yasi’s Gitarrenlicks
klangen hier verspielt und dennoch emotionsgeladen. Besonders beeindruckend war ihr Gefühl für Dynamik: Leise, bluesige Passagen wechselten sich mit virtuosen Soli in Windeseile ab. Das Publikum
spürte, wie Yasi in den gesanglichen Passagen alles gab – mal rau, mal weich, aber stets mit eindrucksvoller Hingabe.
Moments
„Moments“ zeigte eine andere Facette von Yasi: der Song war lyrischer und melancholischer angelegt. Ein ruhigerer Titel, in dem sie ihre
Gitarre eher anschmiegsam, fast intim anschlug. Die Band blieb dabei dezent im Hintergrund, sodass der Fokus voll auf Yasi’s melodischem Spiel . Es entstand eine sehr persönliche Stimmung, in der
man förmlich spüren konnte, wie sie ihre eigenen Geschichten in die Saiten legte.
Rolling ON
Anschließend kniete das Trio mit „Rolling ON“ wieder in vollendeten Blues-Rock ein. Der treibende Rhythmus war von Knauss’ Bassfantasie
getragen, während Scherer eine druckvolle Groovewand aufbaute. Yasi riss dazu aggressive Akkorde und slideartige Leadpassagen ab, die an alte Chicago-Blues-Klassiker erinnerten. Das Zusammenspiel
wirkte hier geradezu intuitiv – jeder Ton saß, und das Zusammenspiel zwischen Rhythmusgruppe und Leadgitarre war atemberaubend.
Springtime
Mit „Springtime“ wechselte Yasi in eine verspieltere, fast jazzige Stimmung. Die Harmoniefolge war luftiger, mit vertrackten Akkordwechseln
und unerwarteten Taktvariationen. Knauss’ Bass tänzelte leichtfüßig um die Melodie herum, während Scherer mit Besenbesatz für eine federnde Leichtigkeit sorgte.
Freedom
Der Song „Freedom“ war eine stimmungsvolle Ballade mit Platz für ausgedehnte Soli. Ein langsamer Groove schaukelte sich auf, bis Yasi in einem langen Gitarrensolo ihr ganzes technisches Können ausspielte: schnelle Hammer-ons, Bending-Legatos und sustainreiche, singende Töne wechselten sich ab. Man merkte, wie sie mit jeder Note Freiheit und Weite vermitteln wollte – der Songtitel war hier Programm.
Foreign Land
Bei „Foreign Land“ verlagerte sich die Atmosphäre in erdige, fast bedrohliche Klangfelder. In den Strophen ließ man Raum für Spannung, die dann in kraftvolle, riffbasierte Refrains mündete. Hier brachte Yasi durch ihr Spiel fast schon eine erzählerische Komponente ein: Man spürte förmlich, wie sie eine Reise in unbekannte Gefilde beschreibt.
Queen of Hearts
Vor „Queen of Hearts“ erzählte Yasi die Entstehungsgeschichte: Ibanez hatte ihr eine neue Gitarre gebaut, und als Hommage an Ihre Gitarre schrieb sie „Queen of Hearts“. Der Song begann mit einem cleanen Gitarrenton, in den langsam ein leichter Overdrive schlich. Diese feine Steigerung verlieh dem Stück eine hymnenhafte Qualität. Yasi spielte hier mit vielen harmonischen Verzierungen, die an alte Bluestraditionen erinnerten, aber gleichzeitig modern klangen.
Sparkles
Mit „Sparkles“ kam wieder ein funkelndes, schnelleres Stück: eine Mischung aus fusionigen Läufen und bluesigen Phrasen. Die Band zog mit, und gemeinsam erzeugten sie eine dichte Wand aus Klang, in der sich jeder Ton glasklar abzeichnete.
Between The Lines
„Between The Lines“ war ein atmosphärischer Ausflug in sphärische Gitarrenlandschaften. Reverb-getränkte Akkorde und dezente Bassläufe
bildeten das Fundament, während Yasi im Vordergrund mit harmonischen Experimenten spielte. Der Gesang blieb diesmal dezent im Hintergrund, dafür entfaltete ihr Spiel voller Effekte und
Pedalklänge eine hypnotische Wirkung. Fast meditativ brachte dieser Song eine Verschnaufpause in den energiegeladenen Abend.
RAM
Dann war wieder Vollgas angesagt: „RAM“ glänzte mit mächtigen Riffs und groovenden Bassläufen. Vor dem Song bat Yasi uns vorzustellen, wir
säßen in einem SUV auf der Route 66 – im nächsten Moment begann sie, eine grandiose Fahrt über die „Highway“-Metapher zu zelebrieren. Das Spiel war brachial, mit vielen Anklängen an den ZZ
Top-Stil: fette Gitarre, funkige Einsprengsel und ein Solo, das in rasender Geschwindigkeit über die Saiten fegte. Das Publikum tobte, klatschte und ließ sich von der Energie
mitreißen.
Downhill
Die Bass-Drum dröhnte, die Snares knackten, und Yasi legte ein präzises, aber wildes Lead darüber. Ein kühner Ritt den „Downhill“ hinab –
perfekt, den Club noch einmal zum Kochen zu bringen.
Devil on Rise
„Devil on Rise“ öffnete düstere, leicht gruselige Klangtüren. Der Song baute eine bedrückende Atmosphäre auf, ehe er in einen rockigen
Refrain mündete. Yasi nutzte hierzu gern ihr Gitarrenvolumen, arbeitete mit viel Sustain und riss die Töne weit auf. Fast wie ein Erzählstück fand man sich plötzlich in einem diabolischen
Szenario wieder, in dem Gitarre, Bass und Schlagzeug und Ihr Gesang perfekt aufeinander eingestimmt waren, um die Spannung zu halten.
Encore
Die dreifachen Zugabe-Rufe ließen nicht lange auf sich warten. Nach kurzer Pause kamen Yasi und ihre Band zurück
Maze
Als erste Zugabe spielte sie „Maze“. Der Song war ein verschlungener Track, bei dem Yasi durch ungewöhnliche Akkordwechsel
und ein verschachteltes Solo faszinierte. Die Technik des Fingerpickings zeigte sich hier in Perfektion,.
City of Green Fields
Zum Abschluss gab es „City of Green Fields“ – ein ausladendes, episches Stück, das langsam begann und sich erst gegen Ende in ein
flammendes Finale schraubte. Ein akustischer Einstieg, der das Publikum ganz auf leisen Sohlen einschlich. Nach und nach legten Bass und Schlagzeug einen pulsierenden Rhythmus darunter, bis Yasi
in einem letzten, profanen Solo alle Register zog. Wenn man an diesem Punkt noch ruhig blieb, war man verloren .
Nach fast zwei Stunden voller Leidenschaft, Technikwunder und intensiver Momente endete das Konzert mit stehenden Ovationen. Die drei Zugaben krönten einen Abend, der zwischen Energie und Intimität pendelte. Nach dem Auftritt nahm sich Yasi noch Zeit für Selfies, Autogramme und kleine Anekdoten: Eine äußerst sympathische Frau und hoch begnadete Musikerin, die ihre Kunst mit echter Bodenständigkeit verbindet.
Ich bin sicher: Wer Yasi Hofer und ihre Band einmal live gesehen hat, wird sie nicht so schnell vergessen. Ich freue mich jetzt schon auf ihr nächstes Gastspiel – sei es in einem Club oder auf einem Festival in unserer Gegend.