Austin, Texas soll die Welthauptstadt der Livemusik sein. Die im TV-Programm „Austin City Limits“ veröffentlichten Konzerte sind sicherlich ein Grund dafür oder das Festival „South by Southwest“. Jedenfalls hat die Stadt seit Jahrzehnten eine pulsierende Musikszene, aus der auch etwa Willie Nelson entstammt. Ich denke bei Austin immer an Calvin Russell mit seinem dunklen Country-Blues. Der stammte wohl eher aus dem Norden der Stadt. Uncle Lucius kommen aus dem Süden von Austin, wie Sänger und Frontmann Kevin Galloway am Anfang der Show mit nicht wenig Stolz erzählt. Die Band gibt es seit 2006. Sie haben bis heute fünf Studio-Alben veröffentlicht. Im Jahr 2018 gönnte man sich eine fünf Jahre andauernde Pause, bevor man mit dem Album „Like it’s the last one left“ (2023) zurückkehrte. Dieses Jahr sind sie auf großer Tour und gerade aus Australien in Köln angekommen.
Als sie pünktlich um 20 Uhr die Bühne betreten, ist von Jetlag nichts zu spüren. Sie starten mit „Pocket Full of Misery“ vom Album „And you are me“ (2012) gefolgt von “Trace my Soul” vom neuen Album. Gerade die Stücke des neuen Albums „Like it’s the last one left“ (2023) überzeugen mich: Das gilt für das rockige „Holy Roller“, bei dem Galloway inhaltlich etwas mit den Fernseh-Predigern abrechnet aber auch für das Stück „All the Angelenos“, bei der er mit einem zwinkernden Auge über den zunehmenden Zuzug von Kaliforniern nach Texas berichtet Die Band besteht heute aus fünf Musikern, neben Galloway sind das Doug Strahan (Gitarre), Drew Scherger (Bass), Jon Grossman (Keyboards, Akkordeon) und Josh Greco am Schlagzeug, dem man nicht nur wegen seines Huts ansieht, dass er aus Texas stammen muss. Die Band wird heute 15 Stücke spielen und zwei Zugaben und keine Songwünsche aus ihrem großen Repertoire offenlassen.
. Die Musik ist eine wohlige Mischung aus dem Southern Rock der Südstaaten mit schönen Einflüssen von Folk und traditioneller Country-Musik. Die Musik ist abwechslungsreich, weil sie die vielfachen Facetten der Südstaaten-Musik abdeckt. Das Ganze wird besonders durch die schöne Keyboard-Untermalung von Jon Grossman und natürlich der Stimme von Kevin Galloway, dessen soulige aber gleichzeitig druckvolle Stimme wirklich besonders ist. Irgendwann kündigt Kevin dann an, dass er ein Stück über seinen Vater geschrieben an, der als Arbeiter auf einem Öltanker in der Galveston Bay schwer verletzt wurde.
In „Keep the Wolves away“ (von „ And you are me“, 2012) besingt er, was das mit der Familie und auch ihm selbst macht. Ich höre dieses grandiose Stück, dass vielfach prämiert wurde und auch wegen der Serie „Yellowstone“ millionenfach gestreamt wurde, heute zum ersten Mal. Ich mag die Entwicklung des Songs, der nur mit Galloway’s Akustik-Gitarre und dem Akkordeon von Jon Grossman beginnt und der sich durch den Einsatz der übrigen Instrumente bis zum Ende hin steigert. Ich kann das Stück nun von meiner Liste der „Songs, die man einmal live gehört haben muss“, streichen.
Aber nicht nur deshalb hat mich Uncle Lucius heute überzeugt. Trotz der Reisestrapazen hat die Band heute abgeliefert. Die Stimmung auf der Bühne und im glorreichen MTC war gut und ausgelassen. Und wir duften Country-Rock im „Texas-Style“ bewundern. Hoffentlich bald wieder!
Thomas Höhner
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