THE DEVIL MAKES THREE, Köln, Luxor 02.06.2023“Friedhof der Träume”

Es gibt Bluegrass-Musik in Köln und alle sind gekommen. Die Hütte ist voll. Das Luxor ist die erste Station in Deutschland auf der Europa-Tournee von The Devil Makes Three. 

 

Um Punkt 19:00 Uhr geht es los mit „The Bones of J.R. Jones“. Dahinter steckt Jonathon Linaberry, ein aus Uptown New York stammender musikalischer Alleinunterhalter. Er nimmt mit seiner National Steel Gitarre hinter einem Kickdrum und einem Highhat Platz. Die rauhen, stakkatohaften Riffs auf der Gitarre und das später einsetzende Schlagzeug lassen das Publikum sofort mitgehen. Nach zwei Stücken wechselt er von der Gitarre zum Banjo. Das macht die Darbietung noch spezieller, im positiven Sinne. Die Leute sind sehr aufmerksam, man hört kaum Gespräche. Es wirkt, als seien die Zuhörer fast gebannt von dieser Darbietung. Es ist eine sehr spezielle Mischung aus Appalachian-Folk mit Blues- und Rockelementen. Der Groove von Songs wie „Howl“ und „Keep it low“ vom Album „A Celebration“ (2020) ist ansteckend. Wer den Mut hat, das Set nach einer halben Stunde mit einer A-Capella- Nummer unter Mitwirkung des Publikums zu beenden, der hat die Leute im Griff. Er will im November wiederkommen. Man darf sich darauf freuen!

 

Kurz nach 20:00 Uhr gehen die Lichter aus und The Devil Makes Three betreten die Bühne. Ich frage mich, woher die ganzen Bluegrass-Fans kommen. Anhand der Gespräche merke ich, dass viel Holländisch und Englisch gesprochen wird. Während es meine erste Show der Band ist, haben die meisten der Leute die Band schon vielfach gesehen. Sie scheuen auch keine weite Anreise. Es gibt The Devil Makes Three bereits seit ca. 20 Jahren und ich werde später verstehen, warum die Band so eine eingeschworene Fangemeinde hat. Die Show beginnt mit ihrem traditionellen Eröffnungsstück „The Bullet“. Als Gitarrist und Sänger Pete Bernhard den Text zu singen beginnt, stimmt ein Großteil des Publikums bereits mit ein. Das treibende Tempo des Stücks wird bestimmt durch die Frau am Standup-Bass, MorganEve Swain. Hinzu kommen prägnante Banjo-Riffs des dritten Bandmitglieds, Cooper McBean. Ich bin begeistert, wie diese akustischen Instrumente es schaffen, einen derart vollen Sound zu kreieren. Es entsteht eine euphorisierende Stimmung, in der alle direkt zum Rhythmus des Songs tanzen oder sonstige Bewegungen machen. Bernards Stimmfarbe gefällt mir sehr und wenn McBean und Swain im Chorus singen, klingt das wunderbar melodisch. Sie spielen Songs von allen ihre sechs Studioalben. Wir hören ein sehr abwechslungsreiches und kurzweiliges Set. Vom knackigen Bluegrass („Hallelu“), über schön interpretierten Blues (Robert Johnsons „Drunken Hearted Man“) bis hin zur Verarbeitung eines traditionellen Gospel-Songs („Jubilee“). Die Stücke handeln von Liebe und Enttäuschung („Beneath the Piano“), einer drohenden Apokalypse („All Hail“) bis zu Sucht und Abhängigkeiten („Old Number Seven“). Als Pete Bernhard auf einem wunderschön eingängigen Gitarrenriff in „Graveyard“ von den sehr dunklen Seiten von Whiskey und Wein singt und droht, sich von all seinen Träumen zu verabschieden („Just a leanin‘ on my Shovel in this graveyard of dreams, yeah that’s me“), dann nimmt man ihm das ab… und singt mit. Das Konzert ist mittlerweile zu einer Party geworden, die Flure des Luxor zu einer großen Tanzfläche. Jeder bewegt sich im Takt. Ich stehe neben des Bassbox von MorganEve Swain und bekomme die volle Dröhnung. Swain hat erst im Jahr 2020 die bisherige Bassistin und Gründungsmitglied Lucia Turino ersetzt. Ihr gleichsam kraftvolles wie filigranes Spiel ist beeindruckend. Nach fast 90 schweißtreibenden Minuten geht es dem Ende zu mit „St. James“, einem Stück, das langsam und melodisch beginnt und zum Ende hin musikalisch eskaliert. Der Applaus des Publikums ist schon fast frenetisch. Ein glorreicher Abend! Und die Melodie von „Graveyard“ wird noch Tage hängen bleiben!

 

Thomas Höhner