25. Mai 2025 - Pavlov´s Dog im Musiktheater Piano Dortmund

David Surkamp – charismatischer Frontmann mit der unverwechselbaren Stimme des Prog-Rock-Kults
David Surkamp – charismatischer Frontmann mit der unverwechselbaren Stimme des Prog-Rock-Kults

Ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst: Am 25. Mai 2025 lieferte Pavlov’s Dog im prall gefüllten Musiktheater Piano ein wahres Feuerwerk ab und bewies eindrucksvoll, dass sie auch nach fünf Jahrzehnten Bandgeschichte in Höchstform sind. Bereits beim Einlass spürte man die gespannte Erwartungshaltung: Die zahlreichen Fans hatten sich eingefunden, um diesem Kult-Konzert beizuwohnen. Die intime Atmosphäre des Musiktheaters – perfekte Sicht von nahezu jedem Platz, großartige Akustik und ein Lichtdesign, das sowohl die Band als auch den Saal in flirrende Farben tauchte – sorgte dafür, dass man sich sofort mitten im Geschehen fühlte.

Der musikalische Abend: Von Folk bis Prog-Rock

1. Eröffnungs-Feuerwerk: „Late November“ & „Fast Gun“

Das Konzert begann furios mit „Late November“. Schon die ersten Takte – das markante, leicht schroffe Gitarrenriff gepaart mit Surkamps dramatischem Gesang – sorgten für Gänsehautmomente. Die Bühne war in ein kühles Blau getaucht, das die frostige Intention des Songs perfekt inszenierte. Nahtlos folgte „Fast Gun“, das mit seinem treibenden Bass und dem pulsierenden Schlagzeug sofort die Energie anheizte. Bereits hier merkte man, dass Band und Technik-Team im perfekten Einklang arbeiteten: Jeder Ton war klar und definiert, das Bühnenlicht setzte stimmungsvolle Akzente .

 

2. Folkige Zwischentöne: „Try to Hang On“ & „She Came Shining“

Nach diesem brachialen Einstieg verlangsamt die Band das Tempo und nahm die Zuschauer in einer sanfteren Stimmung mit: Bei „Try to Hang On“ beeindruckte vor allem Phil Rings filigranes Gitarrenspiel, während Abbie Steilings Geige leise, beinahe wehmütige Melodien beisteuerte. In dieser Besetzung entstand ein zauberhafter Moment der Kontemplation. Anschließend folgte „She Came Shining“, bei dem das Ensemble in ein folkiges, leicht country-getöntes Fahrwasser abtauchte. Das Zusammenspiel aus Gitarre, Geige und dezenten Bass-Passagen verlieh diesem Song eine nostalgische, aber niemals kitschige Note.

 

3. Auf- und Abschwung: „Trafalgar“ bis „Standing Here With You (Megan’s Song)“

Mit „Trafalgar“ kehrte die Band zurück zu härteren Klängen. Die rhythmische Dramatik des Songs – geprägt von treibendem Schlagzeug, einer markanten Basslinie und verzerrten Gitarren – ließ das Publikum erneut aufhorchen. Direkt im Anschluss folgte „Only You“, eine Ballade, bei der Surkamps Vortrag von purer Seelenwärme zeugte. In dieser reduzierten Instrumentierung entstand durch Rick Steilings Bass und Abbie Steilings Geige ein besonders inniges Klangbild. Mit „Standing Here With You (Megan’s Song)“ baute man dann einen der emotionalsten Höhepunkte des Abends ein: Dieser Song, eigens für Davids Tochter Megan geschrieben, war eine Mischung aus ruhiger Folkballade und subtil aufgebautem Arrangement. Die Geige setzte immer wieder feine Akzente, während das Schlagzeug in den Refrains behutsam anschob – ein Moment, in dem im Saal eine wohlig-lauschige Stille herrschte.

 

4. Progressive Eskapaden: „She Breaks Like a Morning Sky“ bis „Episode“

Nachdem die Zuhörer emotional abgeholt waren, wurde es mit „She Breaks Like a Morning Sky“ wieder etwas komplexer und jazziger: Unkonventionelle Taktwechsel, Soli, die zwischen Blues, Jazz und Prog-Flair changierten, und Surkamps expressiver Gesang verfehlten ihre Wirkung nicht. Es folgte „Another Blood Moon“, bei dem die Band dunkle, fast mystische Klangteppiche webte.Zu jedem Gitarren-Solo kam eine leicht surreale Stimmung auf. „Winterblue“ hingegen präsentierte sich wieder etwas ruhiger, fast verträumt: Abbie Steilings Violine erzeugte ein frostig-melancholisches Ambiente, das perfekt zum Songtitel passte. Danach ging es weiter mit „Canadian Rain“, einem Midtempo-Stück, in dem die Lyrics von Driften durch endlose Landschaften erzählten. Bei „Preludin“ wurde das Tempo angezogen, knallige Riffs und energiegeladene Drums sorgten für harte Rock-Energie.

 

 

Der vorletzte Prog-Kracher war „Of Once and Future Kings“: Ein episches Werk, das alle Facetten der Band vereinte – beginnend mit einem zarten Gitarrenintro, dann übergehend in komplexe, verschachtelte Rhythmen, hymnische Chöre und schließlich eine finale, kraftvolle Steigerung. Das Publikum reagierte mit stehenden Ovationen, während die Band minutenlang in intensives Spiel versank. Zum Abschluss des regulären Sets kam „Episode“, ein eher sphärisches Stück, das fast sphärisch begann und sich dann zu einem Crescendo aufbaute. Die letzte Note wurde so lange gehalten, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, bevor der Applaus losbrach.

Zugabe und Finale: „Song Dance“ & „Julia“

Nach wenigen Minuten kehrte Pavlov’s Dog für die Zugaben zurück. Die Lichter gingen an, als mit „Song Dance“ ein echter Klassiker erklang. Der stampfende Rhythmus, die eingängige Melodieführung und Suhrkamps charismatischer Vortrag sorgten für ausgelassene Stimmung – einige Fans erhoben sich und sangen lauthals jeden Refrain mit. Den endgültigen Abschluss bildete „Julia“, vielleicht der bekannteste Hit der Band. Obwohl Surkamps Stimme in den höchsten Tönen nicht mehr ganz an frühere Jahre heranreichte, verlieh er dem Song eine rohe Authentizität, die von keiner perfekt intonierten Playback-Version übertroffen werden könnte. Die Band zog noch einmal alle Register: energischer Bass, wuchtiges Schlagzeug, ekstatischen Geigensounds und Gitarrensoli – ein würdiger Schlusspunkt für das fast zweistündige Spektakel.

 

Fazit: Ein Abend zwischen Nostalgie und Fortschritt

Wenn Pavlov’s Dog so aufspielt, merkt man, dass hier mehr ist als reines Nostalgie-Geschäft: Die Musiker zeigten sich hungrig auf Neues, ließen aber die Wurzeln nie los. Die Setlist war perfekt ausbalanciert: Manches klang genau so, wie wir es von den Originalalben kannten („Pampered Menial“ darf da natürlich nicht fehlen), anderes wurde neu arrangiert und gewann dadurch an Frische. Besonders die Stücke „Trafalgar“, „Another Blood Moon“ und „Of Once and Future Kings“ demonstrierten, dass die Band den Prog-Gedanken immer noch weiterentwickelt. Glanzlichter wie „Try to Hang On“, „Canadian Rain“ oder „Standing Here With You (Megan’s Song)“ bewiesen zudem, dass Pavlov’s Dog in der Lage ist, zwischen massivem Rock und zarten, folkigen Momenten mühelos zu wechseln.

Für mich als Fotograf war das Bühnenlicht ein Traum: Präzise abgestimmt, sodass jeder Musiker im idealen Spot stand – ohne dabei die Stimmung im Saal zu beeinträchtigen. Der Sound war von der ersten bis zur letzten Sekunde klar und ausgewogen: Man hörte nicht nur Surkamps legendäre Stimme, sondern auch jede Nuance des Bass-Spiels von Rick Steiling und insbesondere Abbie Steilings Geige, die immer wieder für magische Gänsehautmomente sorgte.

 

Abschließend bleibt nur zu hoffen, dass Pavlov’s Dog noch lange unterwegs sein wird. Wenn David Surkamp, Rick Steiling und Co. nicht mehr auf der Bühne stehen, wird mir persönlich etwas fehlen. Doch an diesem Abend im Musiktheater Piano wurde klar: Schnörkelloser, höchster musikalischer Anspruch, purer Rock-/Prog-Charme und der unnachahmliche Flair einer Band, die ihren Weg seit über fünfzig Jahren kompromisslos geht – mehr braucht es nicht.

 

It’s only Rock ’n’ Roll, but I like it.

 

Rüdiger Schwenn

Band und Musiker: Frischer Wind im vertrauten Gewand

Abbie Steiling an der Geige – ihre filigranen Melodien verleihen dem Sound magische Tiefe.
Abbie Steiling an der Geige – ihre filigranen Melodien verleihen dem Sound magische Tiefe.

Rick Steiling (Bass) und Abbie Steiling (Violine) bilden mittlerweile ein eingespieltes Eheleuteteam: Rick legte mit seinem warmen, aber doch druckvollen Basssound den groovigen Unterbau, während Abbie an der Geige immer wieder zauberhafte, folkige und manchmal geradezu mediterrane Klänge beisteuerte.

Steve Bunck (Schlagzeug) sprang kurzfristig für den leider verstorbenen Manfred Plötz ein und zeigte eine beeindruckende Mischung aus Präzision und Spielfreude. Sein Anschlag variierte von filigranen Percussion-Passagen bei „Standing Here With You (Megan’s Song)“ bis hin zu kraftvollen, treibenden Rhythmen bei „Fast Gun“.

Steve Bunck am Schlagzeug – präzise, kraftvoll und spielfreudig, das Rückgrat der Band.
Steve Bunck am Schlagzeug – präzise, kraftvoll und spielfreudig, das Rückgrat der Band.

Phil Ring (Gitarre) präsentierte einen atemberaubenden, virtuosen Stil: Von filigranen Folk-Arpeggios bei „Try to Hang On“ bis zu furiosen, fast schrammelnden Gitarrenriffs in „Of Once and Future Kings“ – seine Soli waren an diesem Abend ein echtes Highlight.

Phil Ring an der Gitarre – virtuos, energiegeladen und voller rockiger Leidenschaft.
Phil Ring an der Gitarre – virtuos, energiegeladen und voller rockiger Leidenschaft.

Mark Maher an den Keyboards – seine atmosphärischen Klangteppiche und virtuosen Spiel verleihen dem Prog-Sound die perfekte Harmonie.

Setlist

  1. Late November

  2. Fast Gun

  3. Try to Hang On

  4. She Came Shining

  5. Trafalgar

  6. Only You

  7. Standing Here With You (Megan’s Song)

  8. She Breaks Like a Morning Sky

  9. Another Blood Moon

  10. Winterblue

  11. Canadian Rain

  12. Preludin

  13. Of Once and Future Kings

  14. Episode

 

Encore:
15. Song Dance
16. Julia

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