Die Kranniche fliegen noch! Eine Zeitreise im Musiktheater Piano in Dortmund

Was könnte schöner sein, als an diesem verregneten Samstagabend im altehrwürdigen Musiktheater piano in Dortmund ein faszinierendes Konzert mit deutschen Jazzrock-Legenden zu genießen? Im Jahr 2004 hatte ich bereits das Vergnügen, die Kult-Truppe Kraan auf der Zappanale in Bad Doberan zu erleben. Fast 20 Jahre später machten sie Halt in Dortmund, und das Musiktheater war erfreulicherweise gut gefüllt. Unter den Gästen befanden sich sogar einige Jüngere, die dem Abend eine besondere Dynamik verliehen.

Pünktlich um 20:30 Uhr begann das Konzert mit einem Statement von Helmuth Hatlter über ältere Männer, die unsere Welt derzeit in Unruhe versetzen. Er mutmaßte, dass sie vielleicht impotent seien, und überlegte, was er als Künstler dagegen tun könnte. Seine Antwort? Ein über zweistündiges, faszinierendes Konzert, das die Zuschauer restlos begeisterte.

 

Wer ist Kraan?

Kraan wurde 1970 in Ulm, Deutschland, gegründet von den heute noch aktiven Mitgliedern Peter Wolbrandt (Gitarre), Jan Fride Wolbrandt (Schlagzeug) und Hellmut Hatlter (Bass) gegründet. Ihre Geschichte ist ebenso faszinierend wie ihre Musik. und gehört zu den Pionieren des deutschen Jazzrocks. Die Band hat im Laufe ihrer mehr als 50-jährigen Karriere zahlreiche Alben veröffentlicht, die eine breite Palette von Stilen abdecken, darunter Fusion, Psychedelic Rock und Weltmusik. Ihr Debütalbum "Kraan" wurde 1972 veröffentlicht und legte den Grundstein für ihre einzigartige Klanglandschaft.

Ein bemerkenswertes Merkmal von Kraan ist ihre Fähigkeit, verschiedene musikalische Einflüsse zu verschmelzen. Die asiatischen Elemente in ihrer Musik spiegeln die Reisen und Studien der Bandmitglieder in fernöstlichen Ländern wider, was zu einer faszinierenden Kombination von westlichem Jazzrock und exotischen Klängen führt.

Die Besetzung von Kraan hat im Laufe der Jahre Veränderungen durchgemacht, aber die Konstanz der Gründungsmitglieder, insbesondere Peter Wolbrandt, Jan Fride Wolbrandt und Hellmut Hatlter, hat dazu beigetragen, den einzigartigen Sound der Band zu bewahren.

Kraan hat nicht nur in Deutschland, sondern auch international Anerkennung gefunden. Ihr Einfluss reicht weit über ihre Heimat hinaus und hat Künstler und Bands weltweit beeinflusst.

In den 1970er Jahren waren sie Teil der aufkeimenden deutschen Progressivrock-Szene, zu der auch Bands wie Can, Tangerine Dream und Amon Düül II gehörten. Kraan hat sich jedoch stets durch ihre besondere Mischung aus Virtuosität, Experimentierfreude und zugänglichen Melodien hervorgetan.

Die Band hat eine beeindruckende Live-Präsenz und ist bekannt für ihre improvisierten Jam-Sessions während der Konzerte, die die Energie und Spontaneität ihrer Musik betonen.

 

Das Konzert in Dortmund war also nicht nur eine Reise durch die Geschichte der Band, sondern auch eine Fortsetzung ihrer musikalischen Reise, die bis heute andauert. Kraan bleibt ein faszinierendes Kapitel in der Welt des Jazzrocks, dass die Zuhörer mit seiner einzigartigen Klangvielfalt und der Leidenschaft seiner Mitglieder in den Bann zieht.

Die drei Gründungsmitglieder, jeder ein Virtuose auf seinem Instrument, haben nicht nur die deutsche Jazzrock-Szene geprägt, sondern auch international Anerkennung gefunden. Kraan's Stil ist eine einzigartige Melange aus Jazzrock und asiatischen Einflüssen, geprägt vom feinen Gitarrenspiel von Peter Wolbrandt und dem treibenden Bass von Hellmut Hatlter. Sein Bassspiel erinnerte mich an Phil Lesh von Grateful Dead, der seinen Bass wie eine E-Gitarre spielt. Martin Kasper unterstützte an den Tasten bei zahlreichen Songs mit seinem unaufdringlichen Sound.

Frisch und entspannt wurde alles gespielt, was das Herz begehrte – von "Holiday Am Marterhorn" über "Andy Nogger", "Arabia" bis hin zu "Jerk Of Life" und vielen anderen mehr. Es fällt mir schwer, einzelne Songs herauszuheben, denn alle wurden stilsicher, spielfreudig und abwechslungsreich präsentiert.

Gegen 21:30 Uhr legte die Band eine kurze Pause ein, verbunden mit der Bitte von Helmut Hatlter, aufgrund der Corona-Situation den Getränkeumsatz am Piano zu unterstützen. Dieser Bitte kamen wir gerne nach. Im zweiten Set wurde dann noch einmal richtig Gas gegeben, mit einem beeindruckenden Schlagzeugsolo von Jan Friede Wolbrandt und einem eindrucksvollen Zusammenspiel zwischen Helmuth Hatlter und dem Gitarristen Peter Wolbrandt.

Ein besonderes Highlight des Abends war auch die Interaktion mit dem Publikum. Kraan schaffte es, die Menschen nicht nur mit ihrer Musik zu fesseln, sondern auch durch charmante Anekdoten und lockere Gespräche zwischen den Songs.

 

Mein Resümee über das gut besuchte Musiktheater Piano zeigt, dass diese Musik, geprägt von Spontaneität und Vitalität, auch heute noch ihre Daseinsberechtigung hat. Abseits des massentauglichen Mainstreams begeistert sie die Menschen und lässt die Kraniche weiterhin in den Köpfen der Zuhörer fliegen. Kraan beweist, dass zeitlose Musikgenerationen überdauern kann und auch nach 50 Jahren noch frisch und aufregend klingen kann.

 Text Fotos:Rüdi