Konzertbericht Keb‘ Mo‘, Köln, Kantine, 21.07.2025

„Blues zum Mitsingen“ von Thomas Höhner

Die Show war eigentlich als Open Air-Event auf dem Freideck geplant, aber das Wetter mit angekündigten schweren Gewittern macht den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Es sind viele Fans angereist, die die Kantine gut füllen. Ein Support war nicht angekündigt, so dass ich überrascht bin, als ein bekanntes Folk-Duo, nämlich Sarah und Steffen Brückner, besser bekannt als „Mrs. Greenbird“ die Bühne betreten. Die machen seit vielen Jahren Musik. Ich hatte sie zuletzt vor ca. 8 Jahren gesehen, als sie für Ryan Sheridan im Knust im Hamburg eröffneten. Sie starten mit „1965“ vom Album „Dark Waters“ (2019) und bringen das Publikum schon im ersten Stück zum Mitmachen. Sie erzählen, dass sie aus Köln-Nippes kommen, also quasi um die Ecke wohnen und daher heute ein Heimspiel haben. Ich bin gespannt, wie sie die Leute auf ein Blues-Konzert einstimmen wollen. Aber das funktioniert gut. Als Steffen dann das zweite Stück als postmodernen Blues ankündigt und er die Gitarre als Lapsteel-Gitarre spielt, bin ich begeistert. Der postmoderne Blues ist übrigens ist eine Coverversion von „Creep“ von Radiohead und kommt auch dank der schönen Stimmfarbe von Sarah richtig gut an. Die fünf Songs gehen schnell vorbei. Die Chemie mit dem Publikum stimmt. Und dass sie auch bluesig sein können (auch wenn sie nur aus dem „Mittel-Nippes-Delta“ und nicht aus dem Mississippi-Delta stammen), beweisen sie eindrucksvoll.

Obwohl Keb‘ Mo‘ (bürgerlich Kevin Moore) alleine spielen soll, dauert die Umbauphase ca. 30 Minuten. Keb‘ wird erklären, dass er vor der Show noch mit einem Freund in Texas telefoniert hat und dass es deshalb später wurde. Der habe Fernweh nach Europa und hätte ihn darum gebeten, den Song „France“ zu spielen (vom Album „Keep it simple“, 2004). Dort heißt es:

„She said ain‘t nothing wrong with Texas, but I’d really love to go to France“.



Das Publikum ist sofort begeistert.

Das Warten hat sich gelohnt. Überhaupt hat man den Eindruck, es sind viele Hardcore-Fans seiner Musik gekommen, teilweise im ähnlichen Alter wie er selbst. Keb‘ ist mittlerweile 73 Jahre alt, ein Urgestein des Blues und hat zahllose Grammys und andere Auszeichnungen erworben. Er lebt jetzt in Nashville. Obwohl der Blues eigentlich eher ein trauriger, leidvoller Musikstil ist, wirkt Keb‘ wie das personifizierte Gegenteil. Sein Lächeln strahlt im ganzen Raum. Sein Humor ist ansteckend. Und er hat Geschichten zu erzählen, wobei er Anekdoten auch während der Songs einstreut, wenn es ihm in den Sinn kommt. Seine Songs lassen die Leute sofort in tanzende Bewegungen verfallen. Wenn er vorgibt, zu klatschen, dann wird das bis zum Ende des Stücks durchgehalten. Wenn er auffordert, mitzusingen, dann klappt das auch sofort, weil die Leute trotz seines scheinbar unerschöpflichen Musikkatalogs textsicher sind. Ich war schon in vielen Blues-Konzerten, aber habe noch nie erlebt, dass so oft mitgesungen wurde. Und dann die Musik: es gibt einen Wechsel von folkigen Songs, die gute Vibes verbreiten (wie „Like Love“ oder „Life is beautiful“)) zu traditionellen Blues-Stücken („Hand it over““ oder „Perpetual Blues Machine“), für die er teilweise seine National Steel- Gitarre rausholt und einen Slide-Stick benutzt. 

 

Auf einmal höre ich, dass vor mir ein Mann aus dem Publikum seine Mundharmonika auspackt

Auf einmal höre ich, dass vor mir ein Mann aus dem Publikum seine Mundharmonika auspackt und zur Musik von der Bühne mitspielt. Keb‘ hört das und ist begeistert. Für das nächste Stück darf der Herr dann sogar auf die Bühne, seinen Stuhl benutzen und eine wirklich coole Blues-Harp zum nächsten Song beitragen. Besonders gefallen mir heute „Rita“ ( vom Album „Suitcase“, 2006) und   „More than one way home“ vom Album  „Just Like you” (1996). Ein toller Abend mit einem charismatischen Musiker.

 

 

Thomas Höhner