Als ich das Amphitheater in Gelsenkirchen betrete, schlägt mir sofort diese besondere Sommernachts-Atmosphäre entgegen: laue Luft, eine fröhlich erwartungsvolle Menge Damals 1995 stand ich in der Grugahalle Essen, jetzt ist es unter freiem Himmel – und die Spannung ist mindestens genauso groß.
Für den guten Zweck
Vor dem Konzert verkündete man uns, dass Fury die Einnahmen aus dem Drei‑Euro‑Pfand für leere Becher an eine NGO auf Kreta spenden wenn man diese in eine bereitgestellte Tonne warf. Dort haben Fury die Patenschaften für Olivenbäume übernommen, die teils über 4.000 Jahre alt sind. „Saufen für den guten Zweck“
Ein verspäteter Start – voller Vorfreude
20 Minuten später als angekündigt geht es los: Während wir noch ein letztes kühles Getränk genießen, setzt das Intro von „Protection“ ein. Die Gitarrenriffs durchschneiden die Stille, und wir springen auf, als Kai mit seiner markanten Stimme das Eröffnungsriff übernimmt. „Protection“ ist fordernd und energiegeladen – der perfekte Opener, der die Menge sofort elektrisiert.
Direkt im Anschluss folgt „Better Times Will Come“, ein Stück, das in seiner Mischung aus Melancholie und Optimismus Hoffnung versprüht. Die Zeile „Don’t you worry ‘bout tomorrow, better times will come“ hallt zwischen den Bäumen nach, und ich denke: Genau dafür sind wir heute hier.
Humor und Selbstironie mit „Milk and Honey“
Schon beim fünften Song zeigt sich Kai Wingenfelders Charme: Bei „Milk and Honey“ spielt er mit dem Publikum, zieht Grimassen und streut augenzwinkernde Kommentare ein. Das Stück lebt von seiner Leichtigkeit, und die Band harmoniert perfekt – als würde sich jeder Ton gegenseitig ergänzen.
Erste Ausblicke: „Sorrowland“
Dann wird es spannend: „Sorrowland“ vom kommenden Album (Release Frühjahr 2026) feiert heute Premiere. Auf der Leinwand hinter der Band flackern historische Schwarz‑Weiß‑Aufnahmen der zerstörten Nachkriegsstadt Hannover, die von der britischen Luftwaffe weitgehend dem Erdboden gleichgemacht wurde. Die düstere Atmosphäre kontrastiert stark mit dem klaren, melodiösen Refrain, und ich spüre, wie der Song sowohl nachdenklich stimmt als auch Hoffnung auf Neues macht.
Fan‑Nähe bei „Radio Orchid“
Mit „Radio Orchid“ stapft Kai durchs Publikum, fasst Hände, klatscht ab und lädt die Energie des Amphitheaters regelrecht auf. Die Gitarrenmelodie lässt sich sofort mitsummen, und als er mitten in die Menge eintaucht, ist das Band‑Publikum‑Verhältnis so greifbar, dass ich das Gefühl habe, jeder von uns stünde mit ihm auf der Bühne.
Ein kleiner Seitenhieb folgt, als er seinen Traum verrät, Schalke und Dortmund künftig als eine einzige Mannschaft zu sehen – prompt ertönt höhnisches Gelächter, das die Stimmung merklich auflockert.
Melancholie und Gemeinschaft: „When I’m Dead and Gone“
Bei „When I’m Dead and Gone“ schlägt die Menge in ein andächtiges Singen um. Der Song hat diesen bittersüßen Unterton, der uns alle verbindet: Jeder kennt Momente, in denen man sich fragt, was bleibt, wenn man geht. Tausende Arme wiegen sich im Takt, und ich sehe Tränen in manchen Augenwinkeln – ein Moment tiefer Verbundenheit.
Den krönenden Abschluss läuten die größten Hits ein:
„Every Generation Got Its Own Disease“ rast mit brachialem Rhythmus los und reißt uns ein letztes Mal richtig mit. Der Refrain („Every generation got its own disease…“) wird zum kollektiven Schlachtruf, den wir bis zum letzten Gitarrenakkord mitsingen.
Dann schließt sich „Won’t Forget These Days“ an, untermalt von tausend Handylichtern. Die sanfte Ballade verwandelt das Amphitheater in ein funkelndes Lichtermeer, und als Kai im Solo‑Teil die letzten Töne aushaucht, fühle ich, dass keiner von uns diesen Abend je vergessen wird.
Fazit:
Mrs. Greenbird setzte mit ihrem folkigen, country-infizierten Pop‑Sound den idealen Einstieg, doch Fury in the Slaughterhouse übertrafen alle Erwartungen: musikalisch, menschlich und in ihrem Engagement. Ein Konzertabend, der in jeder Hinsicht begeisterte und lange nachhallt – ein echtes Highlight der Ruhr-Region!
Den Auftakt machte das Singer‑Songwriter-Duo Mrs. Greenbird, bekannt für ihren unverwechselbaren Stilmix aus Folk, Country und Pop. Mit sanft gezupften Gitarren, mehrstimmigem Gesang und eingängigen Harmonien verzauberten sie das Publikum bereits in den frühen Abendstunden. Ihre Songs entführten uns in eine Welt zwischen amerikanischer Prärie und heimischem Bauernhof – perfekt, um in Ruhe bei einem Glas Wein oder einer Bratwurst in den Konzertabend hineinzuleben. Die beiden harmonieren so innig, dass man glauben könnte, ihre Stimmen wären mit einem Band verbunden. Ein einfühlsames, zugleich kraftvolles Set, das vielen im Gedächtnis bleiben wird und die Vorfreude auf Fury perfekt aufgebaut hat.