Das Musiktheater Piano in Dortmund ist bekannt dafür, aufstrebenden Künstlern, etablierten Acts und echten Legenden eine Bühne zu bieten. Am Samstagabend war es wieder soweit: Die Kultrocker von Epitaph standen auf dem Programm – und die Vorfreude war groß.
Kurz nach 20:30 Uhr betraten die Urgesteine Cliff Jackson, Bernd Kolbe und Heinz Glass gemeinsam mit dem "neuen Drummer" Carsten Steinkämper die Bühne. Mein musikalischer Freund Dieter und ich wussten sofort: Dieser Abend würde ein Stück Rockgeschichte lebendig werden lassen. Seit 55 Jahren begeistert die Band mit handgemachtem, ehrlichem Rock, kunstvoll verflochtenen Gitarrenklängen und markantem, dreistimmigem Gesang – und genau das lieferten sie auch diesmal ab.
Gleich mit „Black Cat Bones“ legte die Band los – ein Song, der perfekt den typischen Epitaph-Sound einfängt: kraftvoll, bluesig und doch voller Gefühl. Der Übergang zu „Lost in America“ zeigte dann die andere Seite der Band – mit gesellschaftskritischem Unterton und einem satten Groove, der sofort ins Ohr ging.
Mit „Woman“ folgte eine gefühlvolle Nummer, getragen von starken Harmonien und emotionalem Gesang. Besonders
beeindruckend war hier die feine Balance zwischen Melodie und Gitarrendruck – ein Stück, das unter die Haut ging.
Danach legten Epitaph mit „Big City – Outside the Law“ wieder einen Zahn zu: ein Rockklassiker mit treibendem
Rhythmus, der an alte Zeiten erinnert, als Rock noch roh und kompromisslos war.
Ein echtes Highlight war „Villanova Junction“, ein Hendrix-Tribut mit intensiven Gitarrenduellen zwischen Cliff
Jackson und Heinz Glass. Gänsehaut pur!
Mit „Don’t Let the Gray Hair Fool You“ bewiesen Epitaph schließlich ihren Humor und Selbstironie – ein Song, der
zeigt, dass Alter nur eine Zahl ist, wenn man Rock im Herzen trägt.
Nach einer kurzen Pause ging es energiegeladen weiter.
„Bad Feeling“ und „Windy City“ brachten klassischen Rock mit
bluesiger Kante, bevor „Remember the Daze“ nostalgische Erinnerungen an die wilden Siebziger wachrief – ein Song voller Spielfreude und
Emotion.
Mit „Ride the Storm“ und „Stop Look n Listen“ ging es weiter
auf einer Welle aus Power und Groove – das Publikum im Piano war längst mitgerissen.
Zum Ende hin sorgte „The Run“ für pure Dynamik, bevor „Going to
Chicago“ (Movin’ to the Country) einen entspannten, fast jamartigen Schlusspunkt setzte – inklusive einem Hauch Southern Feeling.
Natürlich ließ das Publikum die Band nicht ohne Zugabe gehen. Mit Klassikern wie „Looking for a Friend“ und „Ain’t No Liar“ verabschiedeten sich Epitaph würdevoll – mit Standing Ovations und sichtlich bewegten Gesichtern auf und vor der Bühne.
Epitaph haben einmal mehr bewiesen, dass sie nichts von ihrer Magie verloren haben. Virtuose Gitarren, ehrlicher Gesang und die sichtbare Freude am gemeinsamen
Spiel machten diesen Abend zu etwas Besonderem.
Wer handgemachten Rock mit Geschichte liebt, sollte sich Epitaph live auf keinen Fall entgehen lassen – denn
solche Abende sind rar geworden.