Bill Callahan im zakk Düsseldorf                          „Magisch depressiv“

Der große Bill Callahan gibt sich nach zehn Jahren wieder im ZAKK die Ehre. Er wird später ironisch anmerken, dass sich in der Zwischenzeit kaum etwas verändert hat. Callahan veröffentlicht und produziert seit weit über 30 Jahren Musik, zuerst unter dem Namen Smog, seit 2007 unter seinem bürgerlichen Namen. Er gilt als einer der Vorreiter des Lo-Fi, hat aber in seiner kreativen Schaffenszeit auch Anleihen bei vielen anderen Musikrichtungen genommen.

Jerry DeCicca im zakk Düsseldorf
Jerry DeCicca im zakk Düsseldorf

Nachdem in der Pre-Show Playlist einige Stücke (wahrscheinlich zufällig) von Jerry Garcia zu hören waren, betritt um 20 Uhr Jerry DeCicca die Bühne, nicht verwandt oder verschwägert mit dem Grateful Dead Gitarristen, aber gut befreundet mit Bill Callahan. Während Callahan in der Musikhochburg Austin residiert, kommt DeCicca aus Bulverde, Texas, einer Kleinstadt aus dem Raum von San Antonio. Das Kleinstadtleben mit seiner Ruhe und Langeweile verarbeitet Jerry in seinen Songs. Er singt über Vögel („Woodpecker“ vom Album „Time the Teacher, 2018) oder die texanische Kröte („Texas Toad“ vom Album „The Unlikely Optimist and his Domestic Adventures“,2020). Besonders gefällt mir das Stück “Good Ghosts”, das von seinen musikalischen Helden handelt. Er erzählt, dass er sich oft zurückzieht, um ihre alten Scheiben bis tief in die Nacht auf seinem Plattenspieler abzuspielen. Das Eis zum Publikum bricht schnell, wenn er sympathisch über sich und sein Leben erzählt und singt. Jerrys Stimme ist prägnant, die Songs werden gut auf der Gitarre performt, teilweise unter Einsatz einer Mundharmonika im Neil Young-Stil. Ein gelungener Einstieg in den Abend. Als er die Bühne verlässt, kündigt er noch an, dass der Auftritt von Bill Callahan unser Leben verändern wird.

Bill Callahan bietet ein beeindruckendes Kozert im Düsseldorf zakk 17.07.2025
Bill Callahan bietet ein beeindruckendes Kozert im Düsseldorf zakk 17.07.2025

Das Equipment auf der Bühne ist sehr spartanisch: Ein Gitarrenverstärker, ein Hi-Hat und ein paar Fußpedale. Als Bill die Bühne mit seiner gräulichen Fender-Gitarre betritt, ist er sehr casual gekleidet. Dass ZAKK ist gut gefüllt. Die letzten haben an diesem warmen Sommerabend den Weg ins dunkle Innere des Gebäudes gefunden. Bill stimmt entspannt die Gitarre und mit dem ersten Ton wird auch die Stimmung dunkel. Er startet mit „Jim Cain“ vom Album „Sometimes I wish we were an Eagle“ (2009). Wenn er dort singt:
“In case things go poorly and I will not return, remember the good things I’ve done”
dann trifft dies die Stimmung in seinen Songs, die geprägt sind von Versagen, Zweifeln und Pessimismus. Die Botschaften und Erzählungen werden getragen von seiner tiefen, wohligen Stimme, die sofort den ganzen Raum füllt. Trotz der spärlichen Instrumentierung schafft er es sofort, dass der ganze Raum gebannt zuhört. Seine Bühnenpräsenz ist beeindruckend. Er sagt nicht viel. Einmal gibt es (leicht augenzwinkernd) Kritik, als das Publikum in der Mitte des Stücks zu klatschen beginnt. Mit „Cold blooded old Times“ kommt recht früh der erste Song aus der Smog-Zeit, bevor die Show auf weitere Highlights zusteuert. Nach dem wunderbar getriebenen „Drover“ vom Album „Apocalypse“ (2011) folgt eines seiner melodischsten Stücke mit „Sycamore“ (von „Woke on a Whaleheart“, 2007). Er fängt das Stückheute langsam an, singt den Taxt mit fast monotoner Stimme, was dem Stück eine fast hypnotisierende Wirkung gibt, um es dann angetrieben vom Hi-Hat wieder mit schnellerem Tempo zu Ende zu bringen. Das Publikum lässt sich bereitwillig in Callahans Klang- und Gedankenwelt entführen! Die ausgewogene Setlist des Abends erstreckt sich von älteren Songs bis zu seinen neusten Stücken. Er spielt fast 90 Minuten, bevor er für drei Zugaben zurückkommt. Mit „ Too many Birds“ kommt ein weiteres Highlight für mich. Die Welt ist dunkel („The sky is full of black and srcreaming“..), die Lage ist  aussichtslos. Und trotzdem nimmt Callahan uns nicht die Hoffnung, dass alles noch gut werden kann. Ein weiterer magischer Moment zum Ende!


Thomas Höhner

 

Setlist: 
Jim Cain
Eid Ma Clack Shaw
747
Cold Blooded Old Times
(Smog song)
What Comes After Certainty
Drover
Sycamore
Riding for the Feeling
Coyotes
Everyway
Natural Information
Partition
Say Valley Maker
(Smog song)
The Well
(Smog song)
In the Pines
([traditional] cover)

Encore:
Let's Move to the Country
(Smog song)
Too Many Birds
River Guard
(Smog song) 

 

Bill Callahan und Jerry DeCicca im Düsseldorfer zakk