Love Machine  Release-Konzert von „times to come”. ZAKK, Düsseldorf

von Andrej Schenk

 

 „Love Machine“ kann man getrost als lokale Größe bezeichnen. Die Liebesmaschine aus Düsseldorf und Köln bringt den Psychedelic Flow der 60er-70er Musik seit Jahren immer wieder gekonnt über die Bühne. So auch beim Release-Konzert der neuen Platte „times to come“ im Düsseldorfer ZAKK (wo sonst!), just vor den Osterfeiertagen. Ein Abend für abgefahrene Bärte, Retro-Sound und unwiderruflich verschüttetes Bier.   

 

Der große Saal im ZAKK ist rappelvoll. Die Vorband „Kamala“ gibt ihr Bestes um das Publikum gewissenhaft aufzuheizen – und fast gelingt es ihr auch. Der Sound der Leipziger Jungs ist tapfer-experimentell mit gewollt-asynchronem Gesang und einem vielversprechendem Leadgitarristen, der in seiner Energie an den jungen Flea von RHCP erinnert und dessen Gitarre öfter mal besser als der Sänger „singt“. „Kamala“ hat guten, kreativen Sound, aber es fehlt der Mut die abgefahrenen Ansätze voll auszufahren. Da wünscht man sich fast ein bisschen mehr Mut zur Eskalation um das Publikum mitzureißen. Aber keine Sorge Jungs, ihr seid noch jung. Das kommt noch. 

 

 

Der Main Act hat dagegen den Mut zur musikalischen Eskalation. Und die Erfahrung dazu. Der Sound der Liebesmaschine ist geschliffen, der Vocal ist genau auf den Flow eingestimmt und das Schlagzeug klingt fein abgenommen. Die Toms geben dem Set einen schön trockenen Klang und beim Drummer kommen die Skills und das Set zu einem harmonischen Einklang. Das ist „heavy melodic shit“: kräftige Psychedelic-Riffs, dominiert von kehligen Zwerchfellvocals. Der Sound von „The Doors“, „Velvet Underground“ und „Pink Floyd“, begleitet von einer Stimme, die genauso gut in einem Nordic Rock-Ambiente à la „Poets of the fall“ klingen würde. Manchmal klingt der Sänger Marcel Rösche sogar wie Elvis bevor er alt und fett wurde. Und selbst die gesprochene Widmung eines Liedes an den jüngst verstorbenen Gründer des Düsseldorfer Unique-Labels Henry Storch, der am 27. Februar dieses Jahres unerwartet einem plötzlichen Organversagen erlag, klingt kräftig, melodiös und – vor allem – ehrlich.

Die Jungs von „Love Machine“, die wie eine Mischung aus Grateful Dead-Roadies, Frank Zappa und Landstreichern aussehen, können eine Wall Of Sound in bester Floyd-Manier liefern. Unglaublich atmosphärischer Klang, der dich aufgreift, mitträgt und dich dann, wenn du denkst auf der finalen Soundwelle angekommen zu sein, nochmals einen instrumentalen Acid Trip durch den Körper jagt und dich an Ufer trägt, die du nicht erwartet hättest. 

Das neue Album „times to come“ steht unter einem deutlich stärkeren Einfluss des Woodstock-Sounds der späten 60er und 70er Jahre als die Vorgängerplatten, die noch viel mehr mit Krautrock, Jazz und anderen Einflüssen experimentiert haben. Und wenn man schon nach einem obligatorischen Kritikpunkt suchen müsste, so könnte man einen etwas geringeren „Neuigkeitswert“ des Sounds erwähnen, bei dem die Orientierung fast schon zu stark nach dem alten Hippierock ausgerichtet ist. Es ist keine neuartige, kreativ-innovative Neuerfindung des Rock‘n‘Rolls. Aber es ist eine gekonnte, professionelle - wenn auch historisch repetitive - Neuauflage von dem good old 60’s Sound. Und manchmal reichst es vollends aus. 

 

 

 

Manchmal möchte man sich einfach mit vibrierender Brust von der Soundwelle treiben lassen, spüren wie die Zerrklänge an den Synapsen zupfen und für einen kurzen Moment in eine musikalische Zeitmaschine steigen. Und „Love Machine“ bietet eine solche Gelegenheit. Denn wenn man im richtigen Moment die Augen schließt, kann man fast hören wie jemand „I AM THE LIZARD KING!“ von der Bühne schreit.